Nach nunmehr einjähriger Pandemie bedingter Zwangspause lud der Königliche Musikverein Cäcilia aus Oudler am vergangenen Samstagabend zu seinem Jahreskonzert ein. Für den MVO ein historisches Ereignis, fand das Konzert doch zum ersten Mal im neuen Dorfsaal statt. Die Zuschauerresonanz war trotz der hohen Inzidenzzahlen in der Gemeinde Burg-Reuland recht zufriedenstellend.
In seiner Eröffnungsansprache dankte Präsident Manfred Duprez dem Publikum für die Geduld und die Treue.
Es geht nichts über Live-Feeling
Man habe zwar als Musikverein stets versucht, den musikalischen Kontakt zu den Dorfbewohnern, den Freunden und Gönnern mit online Weihnachts- und Maiennacht-Projekten zu halten, doch tue es besonders gut, endlich wieder vor richtigem Publikum konzentrieren zu dürfen. „Ihr habt uns gefehlt!“, so Manfred Duprez in Richtung Publikum. Auf der schmucken Dorfsaal-Bühne präsentierten sich die MVO-Aktiven jedenfalls in Bestform und unterstrichen hierbei das bei den zahlreichen Proben an den Tag gelegte Engagement vollends.
Buntes Repertoire
Dirigent Julian Pauels hatte trotz der Pandemie-Einschränkungen ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das den homogenen Klangkörper und die Leistungsfähigkeit der eingeschworenen MVO-Musikgruppe widerspiegelte. Eröffnet wurde der Konzertreigen mit der klangvollen Ouvertüre „Lakeside Festival“ aus der Feder des Schweizer Komponisten Mario Bürki. Der dynamische Marsch schrieb klangmalerisch die Schönheit des Thuner Sees, bevor die Cäcilia-Crew mit „The Best of Hans Zimmer“ in einer Bearbeitung von Jérôme Naulais eine Reverenz an die Hollywood-Blockbuster nachlegte. Julian Pauels ließ die Mega-Filme Pearl Harbor, Crimson Tide, The Last Samurai, King Arthur, The Rock und Gladiator in einem schwungvollen musikalischen Trailer nochmals abspielen. Hierbei überzeugte das komplette Orchester.
Musikalische Vielfalt
Das Werk „Pilgrims of Wolfryt“ erzählte im Anschluss die Legende des Walfridus, einem Einwohner der niederländischen Stadt Bedum, der im 11. Jahrhundert geboren wurde. Wolfryt führte das Christentum in Bedum ein und half der Stadt beim Aufbau ihres ersten Rechtssystems. Dennoch endete sein Leben tragisch, wurde er doch zusammen mit seinem Sohn von eindringenden Wikingern auf grausamste Art und Weise ermordet. Jacob de Haan schuf diese musikalische Heldensaga in Form einer symphonischen Dichtung, voll von stimmungsvollen Melodien in einer ausgewogenen Mischung von Tonarten und beeindruckender Rhythmik. Den Abschluss des ersten Konzertteils bildete der neuseeländische Shanty „The Wellerman Comes“, der während des Lockdowns in der YouTube-Version von Nathan Evans viral ging. Neben dem flotten Rhythmus überzeugte die MVO-Riege hierbei auch durch die gesangliche Einlage.
Internationale Charts
Nach einer kurzen Verschnaufpause gab sich der MVO mit dem Bob-Marley-Hit „One Love“ chillig, bevor mit „Santana“ ein Medley der bekanntesten Welthits des Gitarren-Heros Carlos Santana nachgereicht wurde. Arrangeur Jérôme Naulais schuf mit den Teilwerken Fluo d’Luna, Oye come va, Europa und Smooth ein atemberaubendes Potpourri, das Julian Pauels zusammen mit seinen Musikern meisterhaft interpretierte. Nach diesem Abstecher in den Latin-Jazz widmete sich das Ensemble im Werk „Bon Jovi“ der gleichnamigen amerikanischen Rocklegende Jon Bon Jovi und den Ohrwürmern Runaway, It’s my Life, Livin’ on a Prayer sowie You give Love a Bad Name. Den grandiosen Schlussakkord setzte der MVO schließlich mit dem „Grönemeyer!“-Arrangement aus der Feder von Wolfgang Wössner. Männer, Mensch, Flugzeuge im Bauch und vor allem der rhythmisch angehauchte Mambo ließen das Publikum mitsingen und mitswingen. Nach so vielen Welthits folgte mit der „Heublumen-Polka“ von Kurt Gäble die obligate Zugabe.
Lara Hartmann und Evelyne Louvet
Angereichert wurden die musikalischen Darbietungen durch pointierte Moderationseinlagen von Daniel Pfeiffer. Ein gelungenes Jahreskonzert, das das Potential des Kgl. MV Cäcilia Oudler erneut unterstrich. Mit seinem dynamischen Dirigenten Julian Pauels blickt der MVO sicherlich weiterhin in eine rosige musikalische Zukunft; und hier steht 2023 mit dem 100. Geburtstag ein ganz besonderes Highlight an. Erfreulich in diesem Zusammenhang sicherlich auch die beiden Neuzugänge Lara Hartmann an der Klarinette sowie Evelyne Louvet an der Querflöte, die fortan das Klangbild des Vereins bereichern werden. Der Dorfsaal hat seine Feuertaufe als Konzerthalle ebenfalls mit Bravour bestanden, bescheinigten Musiker und Zuschauer doch eine atemberaubende Akustik. (gh)